Begegnung mit den Moschusochsen
Die endlosen Hochebenen Norwegens sind nicht nur ein Paradies für Wanderer, sondern auch die Heimat einer seltenen Tierart: der Moschusochse. Mit seinem zottigen Fell, dem mächtigen Körperbau und den charakteristischen Hörnern wirkt er urzeitlich und zugleich sanft. Sie leben heute nur noch an wenigen Orten weltweit, aber glücklicherweise gehört eine Region in Norwegen dazu. Also machten wir uns auf, um diesen Tieren in freier Wildbahn zu begegnen. Dovrefjell-Nationalpark - wir kommen!
Die Wanderung ins Reich der Moschusochsen
Morgens um 07:30 Uhr starteten wir unser Vorhaben auf einem Parkplatz der Passstrasse. Gutgelaunt und witzereissend schnallten wir uns die Schneeschuhe an und machten uns auf den Weg zu einem Bergrücken, wo die Tiere angeblich zu finden sind.
(Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten: Es würde kein Spaziergang werden)
Wir stapften in ruhigem Tempo durch ein kleines Waldstück aufwärts, und mit jedem Schritt wurde die Luft klarer, die Stille der Berge nur gelegentlich vom Knirschen unter unseren Schneeschuhen oder einem kurzen Lachen in der Gruppe durchbrochen. Obwohl der Schnee bereits vom Tauwetter durchzogen war, schimmerte die Landschaft noch in hellem Weiss. Kalt war es theoretisch auch - aber schlepp mal kiloweise Fotoausrüstung mit ...
Weiter, weiter ... immer weiter
Der Hügel wurde geschafft - aber keine Tiere zu sehen. Also weiter gehts, aufwärts zum etwas höheren Hügel. Danach folgte der Klassiker: hinter dem Hügel war noch ein Hügel und noch ein Hügel und noch ein Hügel ... also immer weiter hinauf ...
... und rund 15km weiter als gedacht, kamen wir über eine letzte kleine Anhöhe, und dahinter eröffnete sich uns ein weiter Blick ins Hochland. In der Ferne entdeckten wir die ersten Moschusochsen – dunkle Gestalten, die sich teilweise deutlich von der hellen Schneefläche abhoben, und andererseit perfekt getarnt in den Grasflächen standen.
Wir errichteten einen kleinen Lagerplatz und waren froh, das Gepäck und die Schneeschuhe zur Seite zustellen. Nun hiess es, Ausrüstung bereit machen, und vorallem leise zu sein. Die Tiere sind nicht unbedingt begeistert von Fremden in ihrem Abschnitt.
Nicht auffallen
Uns war bewusst, wie wichtig es ist, den Tieren mit Respekt zu begegnen. Moschusochsen können bis zu 400 Kilo wiegen und erreichen überraschend hohe Geschwindigkeiten. Ausgerüstet mit Tele-Objektiv suchte ich mir eine trockene Stelle, die mir zugleich etwas Sichtschutz zu den Tieren bieten könnte. Gestaltete sich schwierig, da man ja auf einer Hochebene ist. Hinlegen entpuppte sich dann als ideale Voraussetzung - auch in Anbetracht des Tele-Gewichtes.
Anmerkung:
Ja, ja ... nicht auffallen wollen, aber gelbe Jacke tragen ...
Ein sportliches Erlebnis mit Highlight
Der Rückweg verlief stiller als der Aufstieg - waren wir einerseits noch fasziniert von den Eindrücken, aber andererseits doch langsam etwas ausser Puste. Die Kombination aus dem frühen Aufbruch, der körperlichen Anstrengung, der Weite des norwegischen Hochlands, der super Gruppendynamik und der Begegnung mit den Moschusochsen machte diese Tour zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Einige Facts
- Infos sammeln: Die Moschusochsen bewegen sich zwar nicht weit pro Tag, aber besser man läuft den richtigen Berg hinauf.
- Winter/Frühling: Schneeschuh-Tour in die Höhen, anstrengender, dafür eher allein mit den Tieren.
- Sommer/Herbst: Mit Glück können die Tiere auch von der Passstrasse aus beobachtet werden - gleichzeitig mit einem Schwarm von Touristen.
- Population: In Norwegen gibt es nur etwa 250 - 300 Moschusochsen.
- Pluspunkt: Im Dovrefjell gibt es auch Rentierherden, Schneehühner, Polarfüchse und Elche.
Fazit: Ein Besuch/Aufenthalt im Dovrefjell-Nationalpark lohnt sich definitiv.