Update nach 2 Monaten
Der Sommer hat uns hier wirklich verwöhnt. Nicht enden wollende Tage, Sonnenschein und angenehme Temperaturen, dazu eine Kleinstadt, die so einiges zu bieten hat. Mitte August gab es ein 3-tägiges Festival mit Künstlern aus Norwegen, aber auch internationalen wie Gavin DeGraw oder Anastacia. Ein echtes Hightlight für die Bewohner von Harstad und der Umgebung. Mir wurde gesagt, das sei quasi ein Fest zum Sommerabschluss.
Die Einheimischen sprechen bereits seit 3 Wochen vom Herbst, der Sommer sei nun vorbei und es wird nachts auch wieder dunkel. Trotzdem fühlt es sich manchmal an, wie der Spätsommer in der Schweiz. Wir hatten nun mehrere Tage strahlenden Sonnenschein bei ca. 18°, wenn es jedoch bewölkt ist, wird es schnell kälter und man merkt, jaaa doch, es ist bereits jetzt Herbst hier im Norden. Die Birken werden gelb, die Bodendecker auf den Hochebenen rot und die Zeit der langen Sonnenuntergänge hat auch nördlich des Polarkreises wieder begonnen. Ich liebe diese Jahreszeit! Das Licht ist einfach nur magisch, wir konnten noch in keinem Foto einfangen, wie es wirklich aussieht. Teilweise ist der Himmel richtiggehend kitschig 😉 Sonnenuntergänge mit Farbverlauf von Rot-Orange zu Hellblau und rosarote Wolken, die aussehen wie Zuckerwatte. Dazwischen der aufgehende Mond, welcher auf der Meeresoberfläche spiegelt – es sieht aus wie auf einem richtig übertriebenen Gemälde und doch, es ist echt. Die Natur zaubert hier Spektakel an den Himmel, welche man einfach gesehen haben muss!
Apropos Spektakel am Himmel - ein weiteres Highlight des Herbstes sind die Nordlichter! Ja, sie sind bereits jetzt wieder zu sehen 😊 Es ist Abends zwar noch lange hell, aber Nordlichter im dunkelblauen Himmel sind genauso schön. Ich freue mich wahnsinnig darauf, wenn es wieder etwas früher dunkel wird und wir uns Abends warm einpacken und rausgehen, um Nordlichter zu beobachten.
Unser Leben hat sich nicht gross verändert, Marc arbeitet ganz normal im Homeoffice (hier einfach mit Blick auf das Meer) und ich konnte inzwischen auch einen ersten Job finden. Ich arbeite nun als Guide bei Explore Harstad und darf Bustouren begleiten, auf welchen Fahrgäste der Hurtigruten die Kultur, Geschichte und die Landschaft des Nordens gezeigt wird. Die Tour dauert jeweils ca. viereinhalb Stunden, danach fahren ich und der Chauffeur mit dem Car wieder anderthalb Stunden zurück nach Harstad. Für mich gefühlt ein kurzer Arbeitstag, hier in Norwegen aber ganz normal 😉
Die Tour gibt es jeden Tag, jedoch werde ich ‘nur’ ca. 2-3 Touren machen pro Woche (schliesslich bin ich nicht der einzige Guide). Es ist ein super Einstieg ins Arbeitsleben und ich geniesse die Arbeit sehr! Die Gäste freuen sich auf den Ausflug, freuen sich auf die Landschaft, freuen sich über Abstecher in die Geschichte des Landes und sie freuen sich, mehr über die Gegend zu hören. Ich kann also meine Leidenschaft mit Menschen teilen, die mir dafür manchmal sogar noch ein Trinkgeld geben – was gibt es besseres?
Des Weiteren haben in der Zwischenzeit auch nochmals einen Ausflug ‘in den Süden’ gemacht (alles südlich vom Polarchreis ist für uns im Süden). Ein Teil der Familie war zum Urlaub an der Helgelandküste und wir konnten uns die Gelegenheit nicht entgehen lassen, sie zu besuchen. Da es trotzdem neun Stunden Fahrzeit waren erschien mir dieses Unterfangen etwas verrückt, aber ich habe ja auch nie behauptet, dass ich ganz normal bin (zum Glück habe ich einen Mann, der so etwas auch mitmacht)😉 Es war super Euch zu sehen und ein paar gemeinsame Tage zu verbringen. Zusammen zu Abend Essen, wandern gehen und sich von Angesicht zu Angesicht unterhalten. Es war so, als hätten wir uns erst letzte Woche gesehen, obwohl es da bereits sechs Wochen her war.
An etwas erinnere ich mich besonders gut und ich habe viel darüber nachgedacht… Beim Geschirr abwaschen nach dem Abendessen sagte der Partner meiner Mutter zu mir: Du machst auf mich einen viel ruhigeren Eindruck, kann das sein? Da wurde mir erst bewusst, wie sehr mich die Zeit hier bereits verändert hat. Ich habe das Gefühl, ich sei viel mehr im Einklang mit mir selbst. Wir sind inzwischen nicht nur hier im Norden angekommen und haben uns eingelebt, sondern wir haben irgendwie auch mehr zu uns selbst gefunden. Wir sind glücklich, hier zu sein und wir freuen uns auf Alles, was noch kommen mag 😊